Meine erste ausserkantonale Auswärtsfahrt mit dem FC Büsingen führte mich nach Seuzach. Während wir in unseren Skihosen (Synonym für die unförmigsten Trainerhosen der Welt) Richtung Süden fuhren, erwartete ich eine klassische Agglomerationsgemeinde. Viel Beton, wenig grün und viele verschiedene Nationen auf engem Raum. Pustekuchen! Von Pensionskassen-Wohnblock-Siedlungen war keine Spur zu sehen und der Fussballplatz ist wunderschön zwischen zwei Hügeln und einem kleinen Wäldchen eingebettet. Und nun kommts noch besser: Während wir Landeier uns in der Garderobe mit Gangsterrap aus der ganzen Welt pushten, drang aus der Gegnerkabine süsse Mundartrap-Musik. Hoppla, wer ist hier nochmals die Bauerntruppe?
Das erkämpfte Momentum. FCS – FCB 1:3
Ein wunderschöner Herbsttag, viele Zuschauer und ein Sechspunktespiel bildeten den Rahmen an diesem Samstagnachmittag. Gewinnt der FCB, können sie mit 12 Punkten ins Mittelfeld der Tabelle vorrücken. Verliert der FCB bleibt er im unteren Viertel der Tabelle sitzen.
Bei einer solchen Ausgangslage ist es nicht verwunderlich, dass beide Teams voll konzentriert und mit enormem Kampfgeist loslegten. Es war ein Spiel auf Augenhöhe und so entschieden kleine Details das Spielgeschehen, wie das tiefe Terrain. Exemplarisch steht dafür eine «Art on Ice» Darbietung der Büsinger Verteidigung. Bei einem Angriff des FC Seuzach schlipften gleich mehrere Abwehrspieler auf der tiefen Unterlage aus und das Heimteam konnte aus aussichtsreicher Position abschliessen. Einzig Stollenschmidi vermochte dagegen halten und klärte bravourös auf der Linie. Stephan Lambiel wäre sicher stolz auf den FCB aber wie heisst es so schön: Schuster bleibe bei deinen Stollenleisten!
Doch auch der FCB kam zu Chancen. Stück für Stück arbeitete er sich nach vorne. Vor allem gegen Ende der ersten Halbzeit folgte eine sehr starke Phase, was sicherlich mit den schwinden Kräften der Gegner zu tun hatte. Die (Konditions-)Trainer hatten also alles richtig gemacht und so schloss Roger «Flash» Wipf einen Angriff über die Seiten zum 1:0 für den FCB ab. Eine Führung mit dem Pausentee, das ist Musik in den Büsinger Ohren!
Die zweite Halbzeit begann mit gleich zwei Dämpfern. Zuerst konnte das Heimteam zum 1:1 ausgleichen und dann wurde die Aufstellung der Büsinger Jungs verletzungsbedingt durcheinander gewirbelt. Aber anstatt sich davon beeindrucken zu lassen, setzten die Exklaver zum Gegenstoss an. Das clevere Trainerduo Takunyaci/Coutinho setzte die Schachfiguren geschickt um und verlangte mehr Pressing und schnelleres Umschalten. Die neue Taktik zeigte die erwünschte Wirkung. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld und einer geschickten Spielverlagerung, erschnupperte sich Timi der Hund den Ball. Wieder zeigte ein Angriff über die Seite die gewünschte Wirkung und «Schlittschuhkönig» Matti schob gekonnt zum 2:1 ein!
Danach blieb das Spiel umkämpft, allerdings ohne zählbare Chancen. Erst in der Nachspielzeit vollendete Lolo «Vorschlaghammer» Güntert einen Konter zum 3:1 und riss damit seine Mauer ein. RUMMS!
Dieser Sieg war eine grandiose Teamleistung, bei der vom Trainer bis zum Ersatzspieler alle an einem Strick gezogen haben und so zur (Achtung Anspielung auf das Ausrutschen) Kür angesetzt haben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sämtliche Spieler nach dem Duschen zu einem «John Player – The Chic’s Terminator» mutierten. Dieser Shampooduft bleibt sicher noch an uns haften. Mindestens bis nächsten Samstag. Dann tritt der FCB zuhause gegen den FC Thayngen an. Anpfiff ist um 17:15 Uhr.
Zusammenfassend bleibt meine erste Auswärtsfahrt mit dem FCB also ein voller Erfolg. Neben dem sportlichen Höhepunkt konnte ich auch meine Vorurteile gegenüber der Winterthurer Agglomeration revidieren. So gesehen war es eine gelungene Weiterbildung zum Thema Amateurfussball der Schweiz. Mögen noch viele dieser Weiterbildungen folgen.
Zum Schluss folgt noch die Ehrung: Die schönste Kür an diesem Match vollbrachte Matti Meme-König Perrin. Er darf den goldenen Geissbock in die Höhe stemmen, denn sein Treffer zum 2:1 stellte die Schlittschuhkufen des FC Büsingen auf Sieg. An dieser Stelle sei noch vermerkt, dass er Spenden sammelt, damit auch er zukünftig die Stollenpflicht erfüllen kann.
Fürs Eis,
Tim Brühlmann